Oft meint unsere Angst es ein wenig zu gut mit uns, und will uns vor Dingen schützen, die objektiv gesehen überhaupt nicht gefährlich wären. Du hast dich in diesen Post geklickt, weil dich vielleicht eine Angst von etwas zurückhält, das du unbedingt machen möchtest und du möchtest sie gerne loswerden. Mein Name ist Nives Farrier, ich bin Vocal Coach und ich arbeite auch mit „Angstpatienten“, also Menschen, die sich vor Bühnensituationen und vor dem Singen fürchten. Somit habe ich schon einiges an Erfahrung, die ich hier mit dir teile. Ich gebe dir 3 kreative Wege mit deiner Angst umzugehen.
1.) Reiß das Pflaster ab
Manchmal hilft es Dinge vor denen man Angst hat einfach zu tun. Blöder Tipp, oder? Wenn es doch nur so einfach wäre.
Es ist egal ob du dich langsam herantastest oder es schnell hinter dich bringst – wie du willst – solange es sich einfach um eine für dich unbekannte Situation handelt und nicht um eine ausgewachsene Angststörung.
Unser Gehirn hasst neue Situationen und wird alles tun um es dir auszureden. Lieber wiederholen wir immer wieder die selben unangenehmen, unvorteilhaften Prozesse, die wir aber gut kennen, als etwas Neues zu probieren. Deswegen ist es umso wichtiger, dass etwas wagemutig bist und etwas Neues ausprobierst. Dabei ist es besonders wichtig, dass du lachst und dich überschwänglich darüber freust. Dein Gehirn lässt sich tatsächlich so leicht täuschen und wird es als positives Ereignis abspeichern.
Mut kann man nicht vorsichtig üben
In meinem Coaching bekommen Schüler auch die Chance ihre negativen Glaubenssätze aufzulösen und einige Mentaltechniken an die Hand um ihre Angst zu besiegen. Du kannst dich dabei selbst unterstützen indem du deinem Vorhaben einen Startvorteil gibst. Das kannst du auch alleine, zum Beispiel ganz einfach mit einer 2-minütigen Meditation als Beruhigung:
Setz dich aufrecht hin, leg die Hände mit den Handflächen nach oben auf die Oberschenkel und beobachte deinen Atem. Schon 2 Minuten täglich können deine Konzentration positiv beeinflussen. Schiebe in dieser Zeit jeden Gedanken beiseite und achte ausschließlich auf deine Bauchatmung.
Dann stell dir die Situation vor, die dir Angst macht und spür sie in deinem Körper. Was genau macht dir Angst? Welcher Wert liegt dahinter? Angst dich zu blamieren? Oder nicht positiv angenommen zu werden? Oder den Erwartungen nicht gerecht zu werden? Frag dich: Was ist das schlimmste, dass passieren kann? Und: was sind eigentlich die Erwartungen? Du wirst merken, dass du es eigentlich nicht weißt. Wir haben am meisten Angst vor dem Unbekannten. Wenn klar wäre, was eigentlich von dir verlangt wird, würdest du es ja locker bringen können, oder auch nicht, richtig?
Jetzt stell dir die selbe Situation vor, in der besten Version. Stell dir vor du weißt genau was verlangt ist, und die Leute freuen sich auf dich und egal was du sagst es wird positiv angenommen. Wie fühlst du dich auf der Bühne, wenn du die absolute Sicherheit hast, dass du sie rocken wirst? Wie sehen dich die anderen in dieser Best-Case-Situation? Was fühlst du und wie manifestiert sich das in deinem Körper? Was hörst du? Und was brauchst du noch von dir selbst um jetzt genau mit diesem Gefühl die Bühne zu rocken?
Wisse, dass die letztere Situation um einiges wahrscheinlicher ist als die erste. Das Publikum ist immer wohlwollend und will nur dich, als unvollkommene, authentische Person auf der Bühne erleben. Besser ein Fehler mehr, als aalglatte Perfektion, das kennst du doch von dir, richtig?
2.) Lern wie es geht
Wenn du einen Wettbewerb im Schwimmen gewinnen möchtest, musst du zuerst schwimmen lernen. Wenn du nicht schwimmen kannst, kannst du es ja locker nehmen und mit Schwimmflügeln plantschen gehen, oder?
Ich arbeite in meinem Coaching oft mit selbstsicherer Körperhaltung und “Fake it, till you make it” von Moment eins weg, weil es alles einfacher macht. Doch es hilft vielen Menschen auch zu wissen auf welchem Level man sich eigentlich befindet. Meine Aufgabe in diesem Fall ist es, dir zu zeigen wo du stehst und was die einzelnen Schritte sind um ein Skill zu lernen. Wenn du also Angst vor einer Tätigkeit hast, freunde dich an mit dem Level an Skills das du hast. Bei einem Schulkonzert wird eine andere Art von Wissen notwenig sein, als bei einem Galadinner im Parlament. Und wenn du weit unter dem angeforderten Skill-Level arbeiten musst, dann konzentriere dich nicht auf was du nicht kannst, sondern auf das was du zusätzlich anbieten kannst. Glänze vielleicht mit deinen anderen wundervollen Fähigkeiten wie deinem Humor, deiner Empathie, und deiner Sympathischen Art 😉
Hast du eine tolle Vision von deinem Ziel auf der Bühne zu stehen und glaubst du bist von deinen Fähigkeiten her noch nicht dort? Dann fang doch Schritt für Schritt an, sing in einer Karaokebar, sprich vor Freunden, lass die Gruppen immer größer werden, melde dich freiwillig für Vorträge. Und vor allem: Frag um Hilfe und Feedback! Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
3) Lass es bleiben
Bevor ich Vocal Coach wurde, habe ich neben meinem Studium als Pole Dance Trainerin gearbeitet und dafür muss man sich ja bekanntlich ziemlich knapp bekleiden, um noch einen guten Hautkontakt mit der Stange zu haben. Die Frauen in meinen Anfängerkursen hätten sich in der ersten Stunde lieber den Kopf rasiert, als sich bis auf die “Unterwäsche” auszuziehen. Am Ende der ersten sechs Wochen, als sie realisiert hatten wie viel Spaß sie daran hatten ihre eigene Stärke zu entdecken, streiften sie ein Kleidungsstück nach dem anderen ab und ich musste einige sogar bitten etwas mehr anzuziehen, weil sie auf dem Gang alle verwirrten.
Der nächste Tipp hat auch etwas damit zu tun den Stoff loszulassen, nämlich den Stoff aus dem das Drama gemacht ist. Er hat etwas damit zu tun, dass du deine Ängste einfach umgehst und dadurch neue Wege findest. Frag dich, warum du glaubst diese Sache tun zu müssen? Gibt es nicht auch andere Möglichkeiten, die deinen Zielwert erfüllen? Meistens ist alles einfacher, wenn man den Sinn hinter seiner Handlung versteht. Eine meiner Schülerinnen ist Autorin. Weil sie so viel Angst vor öffentlichen Lesungen hatte, aber wusste wie wichtig sie für die Bewerbung ihres Buches sind, gründete sie irgendwann eine Veranstaltung, bei der Autoren Teile ihrer Bücher auf einem großen Screen abtippen. Das Publikum liest mit, während ein Musiker zum Text improvisiert. Alles liegt in Dunkelheit und die Autoren sitzen nicht auf der Bühne, sondern hinter dem Publikum. Sogar die Begrüßung wird getippt. Ein sehr meditatives Event, wie ich finde und sie ist inzwischen schon so bekannt mit ihrer außergewöhnlichen Idee, dass sie von Organisationen in anderen Bundesländern eingeladen wird, dort auch so eine „Lesebühne“ zu veranstalten.
Wenn du also Angst vor etwas hast und es wirklich gar nicht machen willst, finde den Weg drumherum. So erfindest du vielleicht auch gleich noch „dein Ding“, auf das sonst keiner gekommen wäre.
Du hast gerade drei Verhaltensmöglichkeiten mehr, um mit Angstsituationen – wie zum Beispiel Bühnenangst – umzugehen. Ich wünsche dir viel Spaß bei der Umsetzung un der Erfüllung deiner Herzenswünsche.