Willkommen! Fühl dich ganz wie daheim,
ich bin Vocal Coach und Songwriterin
und heut gehts um den Reim.
Nein jetzt mal Reim beiseite: Heute geht es um berauschende Reime und den richtigen Flow. Nachdem ich heute von Tipps rede, die es schon vor dem Songwriting gab, lass mich kurz ausholen und dir erklären weshalb Songwriting so eine sinnvolle Beschäftigung ist…
Du bist wichtig!
Schon im Mittelalter waren herumreisende Barde (Geschichtenerzähler) gern gesehene Gäste in allen Häusern. Einem Bard wurde Unterkunft und Verpflegung angeboten und er durfte so lange bleiben, wie er Geschichte von seinen Reisen und den andern Dörfern erzählen konnte. Das ganze Dorf kam zusammen und hörte gebannt seinen Erzählungen zu. Diese Rolle erfüllen heute zum Teil noch immer die Liedermacher. Wir können mit unseren Songs dafür sorgen, dass Menschen sich miteinander verbunden fühlen und weniger allein sind. Nachdem wir alle jeden Tag Geschichten erleben, von denen wir erzählen können, kann auch jeder Mensch einen guten Song schreiben, man muss nur wissen wie. Im ersten Post der Reihe habe ich schon einige wichtige Grundlagen für gute Songtexten angesprochen, hier sind nun einige weitere Tipps, die ihr gleich umsetzen könnt.
So reimt es sich richtig!
Schon Shakespeare wusste: Sätzen in Reimen wird mehr Wahrheitsgehalt zugeschrieben, als ungereimte Sätze.
Schräg oder? Stimmt aber, man denke nur an den bekannten Spruch “an apple a day keeps the doctor away”, klingt doch viel glaubwürdiger als “Ein Apfel am Tag hält den Arzt fern”.
Deswegen möchte ich kurz auf Reimschemata und Zeilenlänge eingehen und warum diese interessant sein können für euren Song. Hier einige Beispiele:
ABAB
Die erste Zeile reimt sich mit der dritten und die zweite mit der vierten.
Ich lief durchs Haus,
wo ist das Buch?
da fand ich heraus
ich finds nie wenn ich’s such.
ABCB
Die erste und dritte Zeile reimen sich nicht. Die zweite und letzte reimen sich. Wirkt etwas “lockerer”.
Ich lief durchs Haus
Ich such und such
ach, komm doch Hund!
wenn ich dich doch ruf.
Spiel dich mit den verschiedenen Reimschemen (AABB, ABAC… ) oder erfinde eigenen. Du müsst natürlich auch überhaupt nicht reimen, wenn es dir besser gefällt, und manchmal ist es sogar besser, da es deine Message und die dazu gehörige Emotion besser rüberbringt, z.B. eine nicht so stabile Emotion wie Unsicherheit, während Reime deine Message sehr stabil wirken lassen.
Songwriting Hack: Songs haben einen “Reimvorteil” gegenüber Gedichten: da alles so schnell geht, und die Melodie eine viel wichtigere Rolle spielt, funktionieren auch unperfekte Reime. Du musst also nicht “such” mit “Buch” und “Tuch” reimen, sondern könnt es eben auch mit “ruf”, “tu”, “du” und sogar “Vernunft” reimen.
Die Scheinwerfer-Methode
Die meisten von uns schreiben aus dem Gefühl heraus immer ungefähr die richtige Anzahl an Silben in einer Zeile, das ist toll, denn so fließt der Text besser. Das heißt wenn die erste Zeile deines Songs 4 Silben hat, dann ist es wahrscheinlich, dass deine zweite zufällig auch 4 Silben hat.
Bei einem Workshop sagte der amerikanische Songwriter Pat Pattison aber einmal: Der Scheinwerfer geht immer auf den Moment wo sich etwas von der Norm abhebt. Sprich wenn du etwas besonders Wichtiges zu sagen hast, sorge dafür, dass diese Zeile sich abhebt, zum Beispiel weniger oder mehr Silben hat und damit Aufmerksamkeit auf sich zieht:
“Alle meine Entchen
schwimmen auf dem See
schwimmen auf dem See
Schwänzchen unters Wasser
Köpfchen verträumt in den Wolken schwebend”
Bäääm, was ist da passiert?
Scheinwerfer an.
Verstanden? 😉
Such dir einen Co-Schreiber
Die meisten Hitsongs werden heutzutage von mehr als einem Songwriter geschrieben. Sogar die größten Songwriter der Gegenwart arbeiten in Team und diese können aus bis zu 7 Personen bestehen. Deswegen ist es auch gar nicht schlimm, wenn du kein Instrument spielst, oder nicht singen kannst, such dir einfach eine Person die es kann und deren Stil dir gefällt. Eine zweite Meinung und Inspiration von außen kann Wunder bewirken 🙂 Mach es wie die Profis!
Work Work Work
Brian Oliver schreibt in “How not to Write a Hit Song”, dass ein professioneller Songwriter 100 Songs pro Jahr schreibt, 30 werden von Record Companies ausgesucht und 1-3 werden dann tatsächlich Hits. Es steckt also viel (spaßige) Arbeit dahinter, selbst wenn man es schon kann.
Es gibt so viele coole Tipps und Tricks, die einen Song gleich viel besser machen. Oft sind es nur Kleinigkeiten die eine riesen Wirkung haben. Ich hoffe, dieser Post hat dir geholfen und dich inspiriert. Wenn du jetzt Lust auf Songwriting hast und trotzdem noch nicht ganz weiter kommst, schau doch bei unserem nächsten Songwriting Workshop vorbei.