DIY: Eine einfache Anleitung zu einem sehenswerten Youtube-Video for Singer-Songwriter

Ihr wollt euren Youtube-Channel füllen, Playthroughs und gute Social Media-Videos erzeugen? Heutzutage kann man relativ günstig und mit wenig Aufwand tolle Videos hinbekommen. Es gibt viele Wege an dieses Ziel zu kommen. Hier zeige ich euch einen einfachen gute Ton-und Bildaufnahmen gleichzeitig zu machen, der auch für Anfänger geeignet ist.

Ich möchte an dieser Stelle sagen: ich bin keine Tontechnikerin und habe wenig Ahnung von professionellem Mixing und Mastering. Was ich allerdings in meiner Zusammenarbeit mit Tontechnikern und Filmschaffenden gelernt habe ist, dass man auch alleine semi-professionelle Audio- und Videoaufnahmen hinbekommt, die gerne gesehen werden.

Hier unsere Liste an Equipment:
– Kamera (ob iPhone oder Spiegelreflexkamera entscheidet ihr)
– Mikrofon (Von ganz günstigen Podcast-Mikros um 59 Euro, über dynamische Bühnen-Mikrofone, wie dem Shure Beta SM 58 A, bis hin zu einem günstigen, aber guten Kondensator-Mikrofon, wie das von uns verwendete AKG C214, könnt ihr alles verwenden)
– für einige Mikrofone braucht es ein Interface als Schnittstelle zum Computer (unseres war ein Focusrite Scarlett, das gibt es in günstigeren Variante mit weniger Funktionen auch)
– Ein Audio- und ein Video-Bearbeitungsprogramm. In unserm Fall war ich faul und hab mich auf Garageband und iMovie verlassen, die schon auf allen Macs vorinstalliert sind. Benutzt was ihr habt, wir werden dafür sorgen, dass ihr so wenig wie möglich zu schneiden und nachbearbeiten habt. (Einige Beispiele: Logic, Q-Base, ProTools, Audacity, Final Cut Pro, Avid…)
– Mikrofonstativ, Kopfhörer, Instrumente
– Laptop/Computer

1.) Vorbereitung ist alles

Setting: Wir haben bei Zaras Video ganz einfach mein Musik-Eck zum Set umfunktioniert. Wichtig beim perfekten Setting ist: dass euch nicht ständig Menschen ins Bild laufen, ihr genug Ruhe und Zeit habt und ihr keine Hintergrundgeräusche in euren Kopfhörern hören könnt, wenn ihr das Mikro ganz laut dreht.
Sollte euch der Raumklang nicht gefallen, könnt ihr Teile des Raumes mit Tüchern abhängen, Matratzen aufstellen oder stellenweise Styropor auslegen. Überlegt euch welchen Ausschnitt des Raumes ihr zeigen wollt und räumt Dinge aus dem Weg die störend sind. Schaltet Kühlschränke, Heizungen, und alle anderen Geräte aus die vor sich hin summen oder gluckern und sorgt dafür, dass beim Aufnehmen alle Anwesenden stillstehen und leise sind.

Der Aufnahmeort sollte aufgeräumt sein und ausstrahlen was ihr ausdrücken wollt

Gute Mitarbeit: Als nächstes fragt euch, wie viele Freunde ihr zur Mitarbeit überreden könnt 🙂
Unser Dreh hat ungefähr 2,5 Stunden gedauert, mit einer Stunde Herrichten und Abbau. Ich habe neben der Künstlerin und mir noch zwei weitere Menschen um Hilfe gebeten. Einerseits eine Freundin von mir, die Fotografin ist und uns ihre Canon Spiegelreflexkamera zur Verfügung stellte. Ihr müsst keine Freunde haben die Fotografen sind, es reicht jemand, der die Kamera hält, oder aufs Köpfchen drückt, wenn sie irgendwo aufliegt. Praktisch ist aber jemand, der auch ein Auge für ästhetische Bildkomposition hat, damit ihr eine zweite Meinung habt.
Des Weiteren habe ich noch einen Musiker dazu gebeten, damit dieser die musikalischen Feinheiten checkt: ist die Gitarre richtig gestimmt, wird die Künstlerin beim Singen viel schneller oder viel langsamer, verspielt sie sich?
Diese Besetzung war für mich perfekt, da ich mich einerseits anfangs auf die Ästhetik des Bildes konzentrieren konnte (welche Ausschnitte, wie mach ich den Schnitt, hab ich alles was ich brauche?) und später nur auf Zaras Stimme und ob diese gut in meinen Kopfhörern ankommt.

Übersteuert es wenn Zara ganz laut singt? Alle Einstellungen werden bei einem Testlauf gecheckt.

2.) Los geht’s!

Wir haben also das Mikrofon ans Interface angeschlossen, die Gitarre geht über den Klinke-Stecker auch ins Interface, und bekommt eine eigene Spur im Audiobearbeitungs-Programm. Wer ein größeres Interface und mehrere Mikrofone hat, kann auch die Gitarre per Mikrofon aufnehmen (am besten mit 2 Mikros). Wir haben uns dagegen entschieden, da sowohl das Gesangsmikrofon als auch die Kamera auch den Raumsound, sprich mit Gitarre, aufnimmt, und das hat uns gereicht.

Macht es euch nicht schwerer als es sein muss! Wir versuchen hier gleichzeitig zu filmen und einen Song aufzunehmen. Das sind eigentlich zwei eigene Prozesse, die wir zu vereinen versuchen.  Mehrere Mikrofone verlängern den Prozess nur und bauen mehr Fehlerquellen ein, für einen Effekt, der vielleicht 3% der Menschen auffällt.
Ich denke, dass allen von euch klar ist, wie man eine Kamera benutzt und ich setze voraus, dass ihr in eurem Audioprogramm auf “Aufnahme” klicken könnt und die Basis Einstellungen ungefähr hinbekommt, damit nichts übersteuert.
Ich versuche euch jetzt so logisch wie möglich aufzuschlüsseln wie der einfachste Ablauf ist. Es ist ein wenig so, als würde man ein Ikea-Möbel zusammen bauen, es geht um die Reihenfolge der einzelnen Bausteine, damit ihr am Ende nicht alles wieder von vorn beginnen müsst 🙂

Zara ist bereit, die Gitarre noch nicht 😀

 

Audio – das Wichtigste zuerst:
Ihr braucht als aller erstes eine durchgängige Tonspur, die zu eurer Zufriedenheit ist. Wir haben die Kamera für die erste Nahaufnahme von Zaras Gesicht eingestellt, im Audioprogramm auf “aufnehmen” geklickt (nicht vergessen ;)), und Zara ihr Lied so oft singen lassen, bis ein bis zwei fehlerfreie, technisch und künstlerisch zufrieden-stellende Audio-Aufnahmen hatten. Diese Aufnahme wird dem gesamten Film unterlegt, die Bilder werden darauf zugeschnitten.

Nochmal testhören, passt es musikalisch, technisch, emotional?

Erinnert euch: ihr wollt so wenig wie möglich herumschnippseln müssen an dem Song, denn die Künstlerin hat in diesem Fall KEIN Metronom und es kann sein, dass die Geschwindigkeit von mal zu mal variiert. Außerdem ist ein One-Taker ziemlich cool und zeugt davon, dass ihr eure Musik wirklich könnt.

Das heißt, ihr kümmert euch zuerst um den Ton, und seht zu, dass ihr eine vollständige, zufriedenstellende Aufnahme hinbekommt, während die Kamera mitläuft.

Video:
Danach überlegt euch noch 2-3 Kameraeinstellungen.
Eine “Totale” könnte z.B. dabei sein – also eine Aufnahme bei der man den gesamten Künstler von Kopf bis Fuß im Raum sieht. Dann noch Nahaufnahmen von unterschiedlichen Perspektiven und Entfernungen. Ein Take davon könnte zum Beispiel auch bewegt sein, damit man einige “dirty Cuts” für Zwischenschnitte hat.

Habt ihr 3-4 unterschiedliche gute Bildtakes um beim Schnitt kreativ zu werden? Und mindestens eine überzeugende Tonspur? Na dann, ab zum Schnitt.

3.) Nachbearbeitung

Audio Schnitt:
Hier hat jeder seine eigenen Tricks und Vorlieben. Ich möchte euch nur eine Vorgangsweise erörtern, die mir immer den Anfang erleichtert.
Im Idealfall habt ihr jetzt mindestens eine Spur mit Gitarre und eine Spur für die Stimme. Ihr mischt die Lautstärken beider Spuren so ab wie es euch gefällt, und dass ihr sie als angenehm empfindet, putzt vielleicht kleine Fehler heraus oder schneidet heraus was euch nicht gefällt und ersetzt es durch Teile anderer Aufnahmen. Ihr könnt das Ende ausfaden und die Lautstärke von Leerstellen und lauten Atmern -20db reduzieren. Ihr könnt Effekte und Kompressionen nach Belieben drüber streuen, ich bleibe da gerne echt. Wenn ihr bei der Aufnahme darauf geachtet habt, dass sie gut ist, habt ihr jetzt weniger zu tun. Diese easy Art Ton aufzunehmen, ist sicher nicht State of the Art. Ob ihr also einen Sound wollt der hausgemacht und ehrlich klingt, oder ihn von einem Tontechnikerüberarbeiten lasst, ist ganz euch überlassen.

Video Schnitt: 
Ladet euch die Audiodatei in euer Videobearbeitungsprogramm und sucht das richtige Bild dazu.
Extrahiert den eigenen Ton dieser Video-Aufnahme und legt ihn ebenfalls in eine eigene Spur.
Tipp:Euer bearbeitetes Audiofile ist die Haupt-Tonspur und eigentlich braucht ihr sonst keine mehr, aber oft ist die Tonspur der Kamera ein netter Effekt bzw. macht das ganz dichter, wenn sie leiser im Hintergrund mitläuft. Es kommt natürlich darauf an, wie der Sound der Kamera klingt. Lasst eure Ohren entscheiden.

Die beste Aufnahme ist gewählt, Zara hat so gut gesungen, dass ich kaum daran herumdoktern musste.

Jetzt seid ihr ready nach gutem Wissen und Bauchgefühl das ganze mit Schnitten aus anderen Aufnahmen zu füllen. Ich kann euch hier nur sagen: Übung macht den Meister, und scheut nicht davor zurück von anderen guten Videos Schnitte abzuschauen.
Es würde den Rahmen dieses Posts übersteigen, wenn ich in die Schnittdynamik mehr eingehen würde, lasst euch nur folgende drei Grundregel gesagt sein:

– Achtet darauf, dass das gesamte Bild synchron zum Ton ist, also nicht nur die Stimme, sondern auch die Schläge auf der Gitarre.
– Legt die Schnitte eher im Takt des Songs an, das wirkt natürlicher, außer ihr wollt einen anderen Effekt erzielen.
– Schnellere Schnitte machen eine gedrängtere Dynamik, mehr Platz zwischen Schnitten wirkt ruhiger. Zu viel Zeit zwischen Schnitten wirkt oft langweilig.

Ich hoffe, dieser Post hat euch motiviert euer Video-Projekt zu starten. Es ist gar nicht so viel Aufwand wie man denkt, es erfordert nur die richtige Vorbereitung. Wichtig ist, dass ihr einfach mal anfangt und es ausprobiert.

Hier noch das vollständige Video zu Zaras (Never) Alone auf ihrem Youtube-Channel:

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