Laute, volle, offene, emotionsgeladene Stimmen sind das Klangdeal für viele populäre Gesangsstile. Pop, Gospel, Rock, aber auch beim Sprechen und im Schauspiel ist eine starke Stimme oft Ausdruck eines soliden Selbstbewusstseins und ist oft hilfreich, um gewisse Emotionen zu vermitteln. Ich bin Nives Farrier, Vocal Coach, und stelle dir heute eine Möglichkeit vor, wie du dieses Ideal erreichen kannst. Du kannst es dir merken als die OidA-Formel.
Es handelt sich dabei um eine Form des Bruststimm-Trainings. Ich unterscheide in meinem Unterricht, entsprechend der physiologischen Bedingungen in deinem Körper: deine Bruststimme, deine Kopfstimme und deine Mischstimme (in zwei Varianten). Die meisten SängerInnen trainieren nur aktiv ihre Kopfstimme oder Mischstimme. Deswegen will ich dir heute Tipps geben, wie du deine Bruststimme trainieren kannst, denn sie legt die Basis für offene, powervolle und emotionale Töne.
Geh, OidA!
O wie “offener Mund”
Was ist der meist gesagte Satz in allein Gesangsstunden weltweit? – Mach den Mund auf!
Weit auf, und lass ihn am besten gleich offen.
Ein offener Mund bedeutet offene Vokale und mehr Platz für große Töne. Das bedeutet auch, dass du musikalischer klingst, weil die Artikulation beim Singen etwas weicher oder “schwammiger” sein darf als beim Sprechen. Dadurch fließt alles mehr.
Was tust du aber, wenn du das Gefühl bekommst das ist unnatürlich, oder dein Mund immer weiter zu geht während dem Song?
Vielleicht hilft dir diese Übung:
Nimm deinen Zeige und Mittelfinger übereinander zwischen die Zähne und sing mit den Fingern im Mund. Wichtig dabei ist, lass das Kiefer locker und beweglich. Vor allem wenn du merkst, dass du darin verbeißt.
I wie “in die Weite”
Bevor du anfängst dein Lied kunstvoll zu singen, versuch es erstmal in die Weite zu rufen. Ganz grob, ohne es schön machen zu wollen. Der Drang es besonders gut zu machen, löst einen falschen Kontrollmechanismus aus und hindert uns daran, das volle Potential der Stimme herzugeben. Die Kontrolle begrenzt uns. Deswegen nimm dir vor es kindlich anzugehen und einfach mal ein paar Töne in die Weite zu schmeißen, egal wie sie klingen. Sie es als Fitnesscenter für deine Stimmlippen.
Vielleicht hilft dir dieses Bild dafür: Stell dir vor du bist ein stämmiger Prolet, und scheisst dir nichts, leicht alkoholisiert hilft auch immer, und ruf ein paar “Oida” in die Weite einer lauten Disko.
D wie “den Körper mitnehmen”
Jetzt sind wir tatsächlich im Fitnesscenter angelangt, denn eine starke Bruststimme wird immer durch grobe Muskelspannung unterstützt. Also wenn du schon in der Visualisierung des Proleten bist, geh in die Knie und spann deine Oberschenkelmuskulatur an. Hört es sich noch verkrampft an? Dann mach dir bewusst, dass diese Körperspannung jetzt den Druck in deinem Hal “übernimmt”, du brauchst nicht mehr Hals und Nacken anspannend. Lass los. Dein Körper übernimmt die Arbeit. Und ruf wieder: “Oida” in die Weite, mit offenem Mund und mit Körpereinsatz.
A wie “Apfel-Biss-Stellung”
Last but not least: Verzieh deinen Mund zu einem offenen Grinser, das sieht ungefähr so aus, als würdest du in einen großen Apfel beißen. Die Lächel-Stellung hilft dir den Tonsitz nach vorne zu verlagern und damit flutschen die Töne um einiges besser. Wichtig dabei ist: Mund muss dafür unbedingt offen sein, sonst kommt nur ein dünnerer, metallischer Ton raus. Dafür ist die Apfel-beiß-Stellung perfekt, sie bringt dir genau die Einstellung mit der du volle, kräftige Töne üben kannst. Nimm dafür die Silben: “Oida” 😉
Es sollte sich sehr leicht und angenehm anfühlen, ohne jeglichen Druck im Hals (das ist eine Entscheidung) und du solltest sofort einen Unterschied merken. Wenn nicht: Überprüf dich selbst in jedem Schritt immer wieder, ob du noch richtig liegst. Diese Übungen funktionieren sowohl für sich zum Einsingen, als auch im Song.
Beachte aber: du kannst das nicht leise üben, also trau dich laut zu sein.Ich wünsche dir super viel Spaß mit diesen Übungen und hoffe sie helfen dir bei deinem Stimmtraining.