Wer mit seiner Band so richtig Gas geben will, braucht einen Ort wo er ungeniert Fehler machen kann, laut sein kann und Raum für Bewegung hat. Wenn du diesen Betrag aufgerufen hast, bist du vielleicht auch im Proberaum-Dschungel auf der Suche nach der richtigen Liane.
Stundenweise Proben oder eigener Proberaum?
Wien hat viele Stunden-Proberäume, viele sind allerdings etwas heruntergekommen und abgespielt. Wenn ihr nur schnell was einüben wollt, ist das egal, aber wenn ihr das absolute Musikerlebnis wollt, müsst ihr ein wenig suchen 😉
Sehr empfehlenswert sind die Proberäume von Soundproof Entertainment in der Nähe des Wiener Gasometers. Die Räume sind gemütlich und sauber, das Equipment ist neu und der Besitzer total zuvorkommend. Preise und Ausstattung findet ihr auf der Website. Ich habe noch keine angenehmeren Räumlichkeiten zum Proben gesehen.
Wenn ihr unregelmässig oder nur bis zu 2 Stunden die Woche probt, dann zahlt es sich aus bei so einem Proberaum zu bleiben.
Wenn ihr aber mehr Zeit, oder einen Ort braucht, wo ihr euer Equipment einlagern könnt, kommt ihr um einen eigenen (Kosten- und Wartungs-intensiveren) Proberaum nicht rum.
Die wichtigste Frage zuerst: Was braucht eure Band?
Es macht einen großen Unterschied, ob ihr eine Jazzband oder eine Metal-Band seid.
Gerade Bass und Schlagzeug überträgt sich über Körperschall, sprich geht über Wände und Leitungen gerne mal bis in den 3. Stück. Das heißt Metal-Bands brauchen einen Proberaum der extra abgedichtet und vielleicht mit einer Raum-im-Raum Konstruktion super duper schalldicht ist.
Oder der Hausbesitzer ist ein Metal-Fan und schreibt ausdrücklich in die Hausordnung, dass ihr proben dürft, komme was wolle. Das hindert aber die Anreiner meist trotzdem nicht, die Polizei zu rufen. Somit der wohl gemeinte Rat: wenn ihr laute Musik machen wollt, sucht etwas am äußeren Stadtrand, außerhalb von Wohngebieten oder im Keller.
Runter in den Keller
Die meisten Proberäume sind in angebauten Kellern von Wohnhäusern zu finden, was viele Risiken birgt und nur unter folgenden Voraussetzungen bezogen werden soll: Euer Proberaum braucht unbedingt eine Heizung, eine Toilette und eine Lüftung, wenn schon keine Fenster vorhanden sind. Und er muss unbedingt trockengelegt sein.
Die Heizung dient nicht nur dazu, dass eure Finger beim spielen nicht abfrieren und die Sänger sich nicht verkühlen, sondern auch dazu die Feuchtigkeit im Raum unter Kontrolle zu bringen. Keller sind feucht. Feuchtigkeit birgt die Gefahr von Schimmel und Rost an den Amps und Becken.
Tipp: Solltet ihr schon einen feuchten Raum angemietet haben, und die Luftfeuchtigkeit in eurem Raum über 70% sein, versucht einen Luftentfeuchter zu besorgen. Dieser muss aber Tag und Nacht durchwegs eingeschaltet sein und regelmässig ausgeleert werden.
Ihr wollt in diesem Raum viel Zeit verbringen (im Idealfall ;)), also steckt etwas Zeit in die Recherche.
Schimmelproblem, Mietrecht und vorzeitiger Auszug?
Ein weiterer Grund, warum ihr euren Proberaum weise auswählen solltet, ist das Mietrecht. Meist mietet man mit einem Vertrag für mindestens 1 Jahr oder zumindest mit 3 Monaten Kündigungsfrist. Wenn der Raum etwas schimmelt oder zu feucht und stickig ist, können eure Instrumente schon nach wenigen Monaten Schäden davontragen. Ein Problem stellt das Mietrecht für Proberäume dar, denn sie zählen nicht zu den Wohnräumen, somit ist zu hohe Luftfeuchtigkeit kein vorzeitiger Kündigungsgrund und leichter Schimmelbefall auch nicht. Ihr könnt vielleicht aushandeln, dass ihr einen Nachmieter für den Raum findet und damit früher ausziehen könnt. Aber wer würde so einen Raum an befreundete Bands weitervermitteln?
Meine Band hat sich anfangs in einem Proberaum eingemietet, der auf den ersten Blick gut aussah und eine Heizung und Lüftung besaß. Im Sommer stieg die Luftfeuchtigkeit in dem Raum aber noch um einiges an und die Heizung eingeschaltet zu lassen hat zu Sauna-Atmosphäre geführt. Somit kündigten wir den Raum, als die Wände zu tropfen begannen und Schimmel sich ansetzte. Allerdings mussten wir noch 3 Monate weiter bezahlen, da die Vermieterin so schnell keinen Nachmieter fand. Mietschutz und Konsumentenschutz konnten uns nicht helfen, da Proberäume Nutzräume sind und keine Wohnungen.
Tipp: Fotografiert euer Equipment vor dem Einzug. Sollte euren Sachen irgendetwas passieren, könnt ihr beweisen, dass es nicht vorher auch schon so aussah.
Proberaum teilen mit anderen Bands?
Natürlich wär es toll, einen eigenen Proberaum für seine Band zu haben. Keiner benutzt ungefragt euer Mikrofon oder lässt Müll herumliegen, und nichts verschwindet.
Aber das ist natürlich ein Kostenfaktor und wird oft nichtmal angeboten. Nicht selten findet man bis zu 6 Bands in einem Proberaum. Wenn ihr könnt, seht euch an wer sonst noch in eurem Raum probt, lernt die Leute kennen und macht euch aus, wer welches Equipment benutzen darf und was tabu ist.
Kostenfaktor
Ein Proberaum für einen fixen Nachmittag die Woche gibt es zwischen 70 und 120 Euro in Wien.
Will man freie Zeiteinteilung nach Absprache mit den andern Bands oder mehrere fixe Tage, gibt es das schon ab 45 Euro (eher für Einzelmusiker), und ab 150 bis 400 Euro für Bands.
Wenn ihr alleine für eure Band einen Proberaum anmieten wollt kommt das auf den Preis einer kleinen Wohnung, also 400-650 Euro.
Ihr seht der Spielraum beim Preis ist groß, pauschal kann man fast keine Aussagen treffen über Preise. Vielleicht hilft es euch trotzdem als Richtwert.
Wo suchen?
Auf Immobilien-Seiten wie willhaben und der Standard, oder in Facebook-Gruppen für Musiker findet man Proberäume in Österreich.
Ich hoffe, der Artikel hilft euch bei der Entscheidung.